Innerhalb der vergangenen Woche (also seit dem 6.11.2024 morgens) ist mehrmals der Gedanke da gewesen, wieder einen Blogbeitrag zu schreiben. Nun ist heute der richtige Tag dafür. Vorausschicken möchte ich, dass ich keine Absicht habe, mich politisch zu äußern, eher versuche ich die Entwicklung vor allem in den USA aus der Perspektive der Bewusstseins-Entwicklerin zu sehen. Dennoch hatte ich letzten Mittwoch (also am Tag des Wahlergebnisses) keinen guten Tag. Denn es war auch für mich ein Tag, von dem ich gehofft habe, dass er nicht eintritt. Es war kein guter Tag für Frauen, für Minderheiten, für Menschenrechte, für die Freiheit, für Europa, für Amerikaner und für vieles andere auch. Jimmy Kimmel, ein amerikanischer Moderator, war den Tränen mehr als nahe, als er in seiner Talkshow über den Ausgang der Wahlen sprach.
Als ich Donnerstag morgens im Bett lag und wieder über das nachdachte, was in den USA passiert, kam mir der Gedanke, mich einfach nicht mehr damit zu beschäftigen. Ich kann es nicht ändern und muss die Dinge so nehmen wie sie sind. Das bedeutet nicht, die Tatsachen zu ignorieren, sondern darauf zu achten, worauf ich meinen Fokus lenke und ihn dort auch zu halten.
Mein Fokus liegt auf der zwischenmenschlichen Liebe. Und damit meine ich nicht nur die Liebesbeziehung, sondern die Liebe im Sinn der Nächstenliebe, also die Liebe zwischen menschlichen Wesen, aber auch zu den Tieren und der Natur. Liebe zur Schöpfung drückt es vielleicht am besten aus. In meiner Arbeit und in meiner persönlichen Entwicklung – beides ist ja nicht voneinander zu trennen, denn mein Sein ist ja ein wesentlicher Aspekt meiner Tätigkeit als Beraterin/Coach – steht die Selbstliebe und die Liebe zu anderen Wesen im Mittelpunkt.
Besonders habe ich dies Samstag vor einer Woche gespürt, als ich in meinen Räumlichkeiten den ersten ‚Aufstellungsnachmittag‘ durchgeführt habe. 8 Menschen sind sich gegenseitig zur Verfügung gestanden, um sich in der Auflösung von Problemen zu unterstützen. Es war eine wunderschöne Energie im Raum und die Themen konnten sich in Liebe zeigen und auch gehen. Wir waren alles sehr berührt von der Kraft der Liebe, die geflossen ist.
Am nächsten Tag war ich mit meinem Freund im Friedwald im Wildenburger Land, um den Ort zu suchen, wo ein ehemaliger Freund beigesetzt wurde. Der Baum war nicht einfach zu finden, zumal nichts an ihn – z.B. mit einer Plakette – erinnert. Als ich dort stand, ging mir durch den Kopf, wie schlimm es sein muss zu sterben, ohne wirkliche Liebe erfahren zu haben. Genau dies war bei diesem Freund der Fall. Ich kannte den Freund nicht, doch ich fühlte große Traurigkeit und auch Liebe, die sich aus mir verströmte.
Ein paar Tage später telefonierte ich mit einer langjährigen Freundin, die mit ihrer Familie seit einem Jahr in einem Krisenmodus aufgrund der schweren Erkrankung ihres Mannes lebt. Sie sagte mir, wie wichtig es ihr ist, ihrer siebenjährigen Tochter eine gute Mama zu sein. Das ist ihr viel wichtiger als ihre ‚Karriere‘ und Geld. Die Werte, die sie ihrer Tochter mitgibt, beruhen auf einer tiefen Liebe zu ihr. Diese Werte sind ein Fundament für das Leben des Kindes, das ihr niemand nehmen kann. Die Liebe, die die Kleine erfährt ist, prägt sie, gibt ihr ein gesundes Selbstwertgefühl und ist für sie etwas ganz ‚Normales‘.
Worauf möchte ich hinaus? Wir Menschen sehnen uns im Grunde nach Liebe und dem ‚Ich werde gesehen‘. Der Punkt ist, dass wir zuallererst bei uns selbst beginnen müssen, uns mit Selbstliebe zu begegnen, uns so anzunehmen wie wir sind. Das ist kein einfacher Prozess, aber es gelingt.
Ein bekannter Spruch Gandhis lautet: „Wir müssen die Veränderung sein, die wir sehen wollen.“ Es geht nicht anders. Wenn wir uns nicht verändern und mehr in die Liebe zu allem was ist – und vor allen zu uns selbst – kommen, dann wird sich nichts verändern. Dann werden Neid, Hass und Wut herrschen.
Wir haben es nicht in der Hand, was andere machen, aber wir haben in der Hand, welchen Weg wir einschlagen wollen. Ganz persönlich.
Am Ende meiner Tage möchte ich mit dem Gefühl gehen, dass es okay ist zu sterben. Weil ich erfahren habe wie es, ist tief zu lieben und geliebt zu werden. Weil ich erfahren habe, dass alles miteinander verbunden ist und die Liebe, die ich mir gebe auch zu allen und allem anderen fließt.
Darauf richte ich meinen Fokus. In Zeiten wie diesen nicht einfach, aber wichtiger als alles andere.
Worauf richtest du deinen Fokus?
Anmerkung: Um die kollektive Entwicklung des menschlichen Bewusstseins besser zu verstehen, kann ich euch die Arbeit von Beck/Cowan ‚Spiral Dynamics, Marion Küstenmacher und Ken Wilber empfehlen. Mit der Lektüre dieser Bücher habe ich verstanden, wo wir uns befinden und warum ich mich manchmal wie auf einem anderen Stern fühle 😊. Und wohin wir uns entwickeln werden, auch wenn es noch sehr lange dauern wird…..